Neurodermitis ist eine chronische Hauterkrankung, die viele Menschen betrifft. Sie zeichnet sich durch entzündete, trockene Haut aus, die oft mit starkem Juckreiz einhergeht. Für viele Betroffene ist Neurodermitis ein lebenslanger Begleiter, dessen Symptome in akuten Phasen verstärkt auftreten können. Doch mit der richtigen Behandlung und einem besseren Verständnis der Erkrankung können die Beschwerden oft gemildert werden.
Was versteht man unter einer Neurodermitis?
Neurodermitis, auch als atopische Dermatitis bezeichnet, ist eine chronisch-entzündliche Hauterkrankung, die in wiederkehrenden Schüben auftritt. Sie ist durch starken Juckreiz und trockene, gereizte Haut gekennzeichnet. Die Bezeichnung stammt aus dem 19. Jahrhundert, als man fälschlicherweise glaubte, die Erkrankung sei mit Nervenentzündungen verbunden. Heute weiss man, dass eine gestörte Hautbarriere und eine Überreaktion des Immunsystems zentrale Rollen spielen. Betroffen sind vor allem Kinder, aber auch Erwachsene können darunter leiden.
Abgrenzung zu anderen Hauterkrankungen:
- Schuppenflechte (Psoriasis): Anders als Neurodermitis ist Psoriasis oft durch stark schuppende, gerötete Hautstellen und weniger durch starken Juckreiz gekennzeichnet. Psoriasis tritt häufiger auf den Streckseiten der Gliedmassen auf, während Neurodermitis meist in Beugen oder am Hals vorkommt. Ausserdem gilt Psoriasis als systemische Erkrankung, die oft mit anderen Krankheiten wie Herz-Kreislauf-Erkrankungen einhergeht.
- Kontaktekzem: Dieses wird durch eine allergische oder irritative Reaktion auf äussere Substanzen ausgelöst und ist weniger mit chronischen Schüben oder genetischer Veranlagung verbunden, wie es bei Neurodermitis der Fall ist.
Symptome einer Neurodermitis
- Die Haut ist oft sehr trocken und neigt zu Schuppungen. Dies liegt an einer gestörten Hautbarriere, die den Feuchtigkeitsverlust verstärkt.
- Ein dominantes Symptom ist intensiver Juckreiz, der oft abends oder nachts schlimmer wird. Dies kann zu Schlafstörungen und starkem Kratzen führen, was wiederum die Haut schädigt und Infektionen begünstigen kann.
- Die Haut zeigt gerötete, schuppige oder nässende Stellen. Bei längerer Erkrankung können diese Hautareale verdicken und eine ledrige Struktur entwickeln (Lichenifikation).
- Durch das Kratzen entstehen Mikroverletzungen, die eine Besiedlung der Haut mit Bakterien, Viren oder Pilzen begünstigen können.
- Der ständige Juckreiz und sichtbare Hautveränderungen können psychischen Stress, Scham oder sozialen Rückzug hervorrufen, was den Krankheitsverlauf negativ beeinflusst.
Lokalisierung der Neurodermitis je nach Alter
Säuglinge: Frühes Anzeichen kann Milchschorf sein – die häufigsten Bereiche der Ekzeme sind Wangen, Kopfhaut und Streckseiten der Arme und Beine.
Kinder: Ekzeme treten vor allem in den Ellenbeugen, Kniekehlen und am Hals auf.
Erwachsene: Die Symptome konzentrieren sich oft auf Hände, Gesicht oder bestimmte Körperfalten.
Warum entsteht Neurodermitis?
Genetische Faktoren
Eine familiäre Veranlagung erhöht das Risiko, besonders bei atopischen Erkrankungen wie Neurodermitis, Asthma oder Heuschnupfen. Genmutationen, etwa im Filaggrin-Gen, schwächen die Hautbarriere und machen sie anfälliger.
Gestörte Hautbarriere
Bei Neurodermitis ist die Hautbarriere geschädigt, speichert Feuchtigkeit schlechter und reagiert empfindlich auf Reizstoffe, Allergene und Krankheitserreger, was Entzündungen begünstigt.
Immunologische Überreaktion
Ein überempfindliches Immunsystem führt zu chronischen Entzündungen, die Symptome wie Juckreiz und Ekzeme verstärken.
Trigger
Mechanische Reize (z.B. Kratzen, Wolle, irritierende Produkte) und hormonelle Veränderungen (Pubertät, Schwangerschaft, Menopause) können die Beschwerden verstärken.
Umweltfaktoren
- Allergene: Hausstaubmilben, Pollen, Tierhaare.
- Klima: Kälte, Trockenheit, Luftverschmutzung.
- Stress: Psychische Belastungen verschlechtern die Symptome.
Neurodermitis mit natürlichen Heilmitteln behandeln
Äusserliche Anwendung
- Sheabutter: Reich an Fettsäuren, hilft Sheabutter, die Hautbarriere zu reparieren und Feuchtigkeit zu speichern.
- Aloe Vera: Lindert Entzündungen und Juckreiz; die natürliche Feuchtigkeit hilft bei trockener Haut.
- Totes-Meer-Salz: Ein Bad mit Totes-Meer-Salz kann entzündungshemmend wirken und die Haut regenerieren.
- Kamille: Kamillencremes oder -bäder wirken beruhigend und entzündungshemmend.
- Teebaumöl: In verdünnter Form kann es antimikrobiell wirken, sollte jedoch vorsichtig eingesetzt werden, da es die Haut reizen kann.
- Ringelblume: Salben mit Ringelblume fördern die Heilung gereizter Haut.
Innerliche Anwendung
- Schwarzkümmelöl: Enthält entzündungshemmende Inhaltsstoffe und fördert die Wundheilung.
- Nachtkerzenöl: Reich an Gamma-Linolensäure (GLA), unterstützt es die Hautgesundheit und lindert Trockenheit.
- Borretschöl: Borretschöl, reich an Gamma-Linolensäure, kann bei Neurodermitis helfen, indem es die Hautbarriere stärkt, Entzündungen reduziert und die Hautfeuchtigkeit verbessert.
Tipps zur Vermeidung von Neurodermitis-Schüben
Um Neurodermitis-Schübe zu vermeiden oder zu verringern, ist es wichtig, einige präventive Massnahmen in den Alltag zu integrieren. Hier sind einige Tipps, die helfen können:
- Hautpflege intensivieren: Regelmässiges Eincremen mit feuchtigkeitsspendenden (Aloe Vera), rückfettenden Cremes stärkt die Hautbarriere und schützt vor Austrocknung. Produkte mit Inhaltsstoffen wie Urea oder Ceramiden sind besonders hilfreich.
- Reizstoffe vermeiden: Es ist wichtig, potenzielle Auslöser wie bestimmte Textilien, Parfüms oder scharfe Reinigungsmittel zu meiden. Auch Stress und Temperaturwechsel können Schübe begünstigen.
- Kratzen vermeiden: Durch das Kratzen können Hautverletzungen entstehen, die Entzündungen und Infektionen fördern. Hilfreich können kühlende Cremes oder Umschläge sein, um den Juckreiz zu lindern.
- Ernährung anpassen: Manchmal spielen auch Nahrungsmittelallergien oder Unverträglichkeiten eine Rolle. Eine entzündungshemmende Ernährung mit Omega-3-Fettsäuren, z. B. durch fetten Fisch oder Leinsamen, kann unterstützend wirken.
- Vermeidung von Auslösern: Häufige Auslöser sind Allergene wie Pollen, Staubmilben oder Tierhaare. Allergietests können helfen, diese zu identifizieren und zu vermeiden.
Zeitpunkt für einen Arztbesuch
Bei Neurodermitis sollte ein Arzt aufgesucht werden, wenn die Symptome stark oder unerträglich sind, wie z. B. intensiver Juckreiz, der den Alltag stört, oder entzündete Hautstellen, die nicht abheilen. Auch bei nässenden Stellen oder Anzeichen einer Infektion wie Rötung oder Eiterbildung ist ärztliche Hilfe nötig. Wenn Feuchtigkeitscremes oder andere Behandlungen nicht helfen oder sich die Symptome plötzlich ändern, sollte ein Facharzt die Diagnose prüfen. Bei begleitenden Beschwerden wie Allergien oder Asthma kann eine spezielle Therapie notwendig sein. Zudem ist der Arzt wichtig, wenn die Erkrankung zu psychischen Belastungen führt.
Prognosen bei Neurodermitis
Die Prognose bei Neurodermitis variiert je nach Verlauf und Schweregrad der Erkrankung. Bei vielen Kindern, die frühzeitig an atopischem Ekzem erkranken, verbessern sich die Symptome mit zunehmendem Alter. Studien zeigen, dass etwa 60 % der Kinder, die im Säuglingsalter Neurodermitis entwickelten, im Grundschulalter symptomfrei sind. Häufig verschwinden die Hauterscheinungen sogar vollständig, wobei die Tendenz zur spontanen Heilung in der Kindheit am höchsten ist.
Trotz dieser günstigen Entwicklungen bleibt die Veranlagung zur Erkrankung oft bestehen, und die betroffenen Kinder können später zu anderen atopischen Erkrankungen wie Heuschnupfen oder Asthma neigen, ein Phänomen, das als „atopischer Marsch“ bezeichnet wird. Es ist jedoch wichtig zu betonen, dass Neurodermitis selbst nicht heilbar ist, und Patienten müssen oft lebenslang mit der Erkrankung leben. Akute Schübe können jedoch durch gezielte Behandlung und Vermeidung von Auslösern signifikant reduziert werden.
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Quellen
Gesundheitsportal
Kinderärzte im Netz
Leben mit Neurodermitis
Allergy Portal
Gesund.bund.de
Helios health
Skin health guide
Farbenhaut